Vom Mitte März bis Anfang April hat in zehn polnischen Städten die Deutsche Kinowoche niemieckie niuanse…deutsche details stattgefunden. Mehr als 6.000 Zuschauer besuchten nach Angaben der Veranstalter die deutschen Filme rund um das Thema „20 Jahre Mauerfall“. Organisiert wurde die Deutsche Kinowoche 2009 wie in den Vorjahren von den Vereinen der Deutschen Minderheit in Polen und dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa).
Die Berliner Mauer ist das Symbol der Teilung Deutschlands. Ihr Fall im Herbst 1989 symbolisiert für die Deutschen das, was die Polen mit den ersten halbwegs freien Wahlen im Juni 1989 verbinden: einen Epochenwechsel. Zum 20. Jahrestag dieser Ereignisse erzählte die Deutsche Kinowoche in Polen mit überwiegend neuen Produktionen aus Deutschland die Geschichte und die Auswirkungen des Baus und Falls der Berliner Mauer nach. Die Filme zeigten „spannende Geschichten und unentdeckte Details aus dem Alltag Deutschlands“, so Andrzej Wajda, Schirmherr der Deutschen Kinowoche, in seinem Grußwort.
Neben den Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilmen, die sich alle mehr oder weniger direkt auf die Berliner Mauer beziehen, wurde die Kinowoche in vielen Städten von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet. In Bromberg und Oppeln war Christian Schwochow, Regisseur des Films „Novemberkind“ zu Gast. Schochow sprach mit den Kinobesuchern über seinen im letzten Herbst in die deutschen Kinos gekommenen Films über die Abgründe einer deutsch-deutschen Familiengeschichte. In Breslau diskutierte der Regisseur des Dokumentarfilms „Lenin kam nur bis Lüdenscheid“, André Schäfer, mit den Zuschauern über die witzige Aufarbeitung seiner Familiengeschichte in einem linksliberalen, westdeutschen Elternhaus.
In etlichen Orten der Deutschen Kinowoche wurden die Filmvorführungen von kleinen Vorträgen ergänzt. An der Universität in Allenstein gab es passend zur Deutschen Kinowoche einen Workshop zur Untertitelung von Filmen. In Danzig sprach Marion Brandt, Germanistik-Professorin an der Universität Gdańsk, über den Einfluss der Solidarność auf den Fall der Berliner Mauer. „Der Vortrag war sehr interessant, da er unterstreicht, wie wichtig der die Solidarność für den Fall der Mauer war, aber auch, welche Bedeutung die Ereignisse in Deutschland für Polen hatten“, sagt Alicja Puchalska, Besucherin der Kinowoche.
Vor allem das junge Publikum besuchte die Filme und das Programm um die Kinowoche „Besonders bei Studenten und Dozenten der Germanistik und Linguistik war die Kinowoche sehr beliebt“, sagt Anna Gerhardt, Kulturmanagerin des Instituts für Auslandsbeziehungen bei der deutschen Minderheit in Bromberg. Deshalb waren die Abschlusskonzerte mit deutschen und polnischen Bands in Oppeln, Allenstein und Breslau auch gut besucht. „Mit dem Oppelner Publikum sowie den Bands Pajujo und Delikat feierten wir den erfolgreichen Abschluss der Deutschen Kinowoche in Oppeln“, berichtet Lisa Schönenberg, ifa-Kulturmanagerin der SKGD.
Da das Ziel der Deutschen Kinowoche ist es, „anhand junger deutscher Filme ein facettenreiches und lebendiges Deutschlandbild zu vermitteln“, so Friedhelm Janzen, Regionalkoordinator des ifa in Polen. Um auch vielen Schülern die deutsche Kultur und Sprache näherzubringen, wurden neben den Abendveranstaltungen etliche Schulvorführungen am Vormittag organisiert. Der Film „Meer is nich“ über das Erwachsenwerden in der thüringischen Kleinstadt Weimar stieß auf großes Interesse bei den Schulen. Silvia Kribus, ifa-Kulturmanagerin in Allenstein und Mohrungen berichtet: „Hier in Mohrungen waren die 300 Plätze des Kinosaals im Morąski Dom Kultury während der zwei Schulfilmvorführungen voll belegt.“
In diesem Jahr fand die Deutsche Kinowoche erstmal auch in Bromberg und Thorn statt, wo die neue ifa-Kulturmanagerin die Kinowoche organisierte. „Dank der Kinowoche ist der Bekanntheitsgrad der Deutschen Minderheit in Bromberg gestiegen und viele neue Kontakte haben sich ergeben.“, so Anna Gerhardt.
Im nächsten Frühjahr soll die Deutsche Kinowoche wieder in vielen Orten der deutschen Minderheit stattfinden. “Beim polnischen Publikum ist die Kinowoche sehr beliebt.”, sagt Silvia Kribus. “Da liegt es nahe, schon jetzt mit den Vorbereitungen für das Filmfestival 2010 zu beginnen.”
Erschienen in: Schlesisches Wochenblatt, Nr. 17/2009.
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